In der Fachzeitschrift „Tennistraining Junior“ veröffentlicht NRGTENNIS regelmässig Fachartikel.
Reduktion der Komplexität. Kontrolle von Bewegung, Schläger, Ball und Raum.
Stellen Sie sich vor…
Ihr Kind, 6-jährig, steht ganz oben in der Startposition auf der Skisprungschanze mit den viel zu grossen Skiern an den Füssen. Helm auf dem Kopf. Brille montiert. Motiviert. Gleich wird es sich in die Tiefe stürzen, sich mit einem mächtigen Satz über den Schanzentisch katapultieren, nach einem vier Sekunden dauernden Flug nach 180 Metern sicher landen und im Auslauf ausgelassen jubeln. Unvorstellbar. Oder?
Es gibt keine Alternative zum Start im Kleinfeld
Wenn Kinder zwischen 4 und 9 Jahren mit dem Tennisspielen beginnen, gibt es zum Training im Kleinfeld keine Alternative. Die ersten methodischen Grundsätze, die jeder Sportlehrer in seiner Ausbildung erfährt, sind die Standards «vom Einfachen zum Schwierigen, vom Bekannten zum Unbekannten, vom Kleinen zum Großen, vom Langsamen zum Schnellen».
Jeder, der schon einmal versucht hat, Kindern Tennisspielen beizubringen, hat festgestellt, dass das Unterrichten im Tennis keine einfache Aufgabe ist. Den Kindern sind viele zum Tennisspielen notwendige motorische Fertigkeiten unbekannt. Zudem ist der normale Schläger viel zu schwer und zu gross, die Bälle springen viel zu schnell und zu hoch und das Originalspielfeld viel zu groß.
Erstaunlicherweise hat sich in anderen Sportarten auf viel breiterer Basis die Erkenntnis schon lange durchgesetzt, dass Spielfelder, Tore, Bälle, usw. altersspezifisch angeboten werden, um bessere und schnellere Lernerfolge zu erzielen. Trotz der Empfehlung «Play and Stay» durch die ITF tun sich die Tennisverantwortlichen schwer, Tennis im Kleinfeld zu unterrichten. Meist sind es die Eltern als Financiers des Trainings, die fordern, dass ihre Kinder «richtig» (sie meinen damit im Großfeld) Tennisspielen lernen, die die Trainer veranlassen, zu früh und nicht mehr kindgerecht zu trainieren. Hier ist die Überzeugungsarbeit der Trainer gefordert.
Gerade eine so komplexe Sportart wie Tennis, die unglaublich viele konditionelle und koordinative Fertigkeiten verlangt, muss differenziert und entwicklungspsychologisch behutsam unterrichtet werden.
Beherrschen Kinder Komplexität?
Tennisspielen erfordert, ein sich immer verschieden bewegendes Objekt, den Ball, mit einem Fremdkörper in der Hand, dem Schläger, schnell zu erlaufen, den richtigen Abstand zum Ball zu finden, um diesen mit einer effektiven Technik über eine bestimmte Distanz und über ein Hindernis, das Netz, so zu spielen, dass er in einem vorgeschriebenen Spielfeld landet.
Eine gigantische Herausforderung an ein Kind mit einem Schläger, der möglichweise fast so groß ist wie das Kind selbst, mit einem Ball, der höher springt als das Kind groß ist auf einem 250 m2 grossen Spielfeld. Die Frage nach Sinn und Unsinn des Kleinfeldes beantwortet sich von selbst.
Kinder brauchen, um eine Sportart und ins besonders Tennis zu erlernen, ihren natürlichen Körperbedingungen angemessene Rahmenbedingungen, die sie beherrschen können.
Die ITF gibt hier mit den Empfehlungen in «Play and Stay» gute Rahmenbedingen vor. Aber nur mit kindgerechten Bedingungen hat noch kein Kind Tennisspielen gelernt.
Tennis lernen ohne polysportive Basis?
Um Tennis effektiv zu erlernen, müssen motorische Grundlagen vorhanden sein oder, wie bei den meisten Kindern heute, erlernt werden. Wer nicht im Raum laufen kann, wird kaum einen Ball erreichen können und schwerlich an dem Punkt ausbalanciert zur Kontrolle kommen, wo der Ball geschlagen werden muss. Die Flugbahn und das Verhalten des Balles richtig einschätzen und jede läuferische Qualität, ob rennen, hüpfen oder springen, sind wichtige Voraussetzungen beim Tennissport. Je besser ausgeprägt diese motorischen Eigenschaften bei einem Kind sind, desto leichter wird es Tennisspielen lernen können. Deshalb ist eine breit angelegte polysportive Ausbildung der Grundstein für Tennis sportliches Können.
Die Ausbildung und das tägliche Training sowie die damit verbundenen Erfolge von Roger Federer sind nach seinen eigenen Aussagen entscheidend geprägt durch die 20-jährige Zusammenarbeit mit seinem Konditionstrainer. Trotz dieser klaren Ansage nimmt der polysportive Teil des Tennistrainings gerade bei Kindern, die wenig koordinative Fertigkeiten besitzen, einen unverhältnismäßig geringen Teil ein und behindert dadurch einen schnelleren Lernfortschritt.
Ebenso wie das athletische Basistraining bei Kindern als unabdingbare Voraussetzung für schnelleres Tennislernen vernachlässigt wird, werden in der Regel beim Kindertraining den Kleinen Übungsdistanzen und Übungsräume vorgegeben, die diese nicht kontrollieren können.
Bei NRGTENNIS übernimmt das Kind die Kontrolle
Kontrolle ist das entscheidende Schlagwort (im wahrsten Sinne des Wortes) beim Tennislernen und letztlich beim erfolgreichen Tennisspielen. Erfolgreich ist letztlich immer der Spieler, der den Ball besser kontrollieren kann. Und je kleiner die Distanzen, desto besser lernt ein Kind den Ball zu kontrollieren.
Deswegen ist bei NRGTENNIS der Kontrollschlag der Schlüssel zum ersten Lernerfolg. Den Ball in verschiedensten Übungen zunächst selbst zu kontrollieren, ist die Basis für ein kontrolliertes Spiel miteinander. Um dieses Ziel zu erreichen, scheuen wir uns nicht, das Kleinfeld nochmals der Breite und Länge nach zu halbieren, um in einem «Microfeld» noch mehr Kontrolle und erfolgreiche Ballkontakte für die Kinder zu ermöglichen. Das Erfolgsrezept lautet:
je kleiner die Räume, desto mehr kontrollierte Ballkontakte, desto mehr Lernerfolge.
Das oberste Trainingsprinzip nicht nur fürs Spitzentennis ist letztlich, viele Wiederholungen in hoher Qualität, sprich Kontrolle, zu generieren. Unser Ziel ist es, Kindern, die mit dem Tennis beginnen, zwischen 6 und 8 Jahren nach 12 Lektionen zu 90 min so viele Fertigkeiten zu vermitteln, dass sie in der Lage sind, 10 Bälle im Microfeld miteinander sowohl mit Vorhand als auch mit Rückhand mit Kontrollschlägen zu spielen.
Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, genügen nicht nur kleinere Schläger, leichtere Bälle und ein kleineres Feld, sondern es bedarf der Einhaltung eines konsequenten, progressiv aufgebauten Unterrichtsablaufs. Immer wieder sich wiederholende, abwechslungsreiche Übungen, die mit steigernden Anforderungen (Progression) einander aufbauen, ergeben ein Sport pädagogisches, Kind gerechtes Mosaik, auf dessen Basis Kinder leicht und mit viel Spaß Tennisspielen lernen.
Grundsätzlich baut das NRGTENNIS Konzept darauf auf, jede Spielfeldgröße auch im Wettspiel mit allen technischen, taktischen, physischen und mentalen Komponenten beherrschen zu lernen. Und die Kontrolle des Spiels im Kleinfeld ist die Basis des Tennisspiels für Kinder, die auf dem Dreiviertelplatz oder im Großfeld erfolgreich sein werden.
Schon in den 90iger Jahren habe ich die 15-jährige Martina Hingis beobachten können, die bei ihrem ersten Junioren Grand Slam Erfolg in Melbourne in der Vorbereitung auf die Wettkämpfe mehrheitlich im Kleinfeld trainierte.
Wolfram Schmidle
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